Annelies Kamen

 

 

Portrait Annelies Kamen, Goldrausch 2018

Fünf Fragen an …

Annelies Kamen (geb. 1988 in den USA) lebt und arbeitet in Berlin. Sie erhielt einen BFA von der School of the Museum of Fine Arts in Boston sowie einen BA in Kunstgeschichte von der dortigen Tufts University in 2011. Ihren MFA schloss sie an der School of the Art Institute of Chicago im Jahr 2014 ab. Annelies Kamen hat an verschiedenen Künstleraufenthalten teilgenommen, unter anderem im Frans Masereel Centrum in Kasterlee, Belgien und am Kala Art Institute in Berkeley, CA, USA. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem in einer Einzelausstellung bei Free Range in Chicago und einer Gruppenausstellung im GlogauAIR Project Space in Berlin; bei ADDS DONNA und bei Mana Contemporary in Chicago sowie im Nemeth Art Center in Park Rapids, Minnesota, USA.

In deiner Kunst beschäftigst du dich mit Witzen. Wieso machst du das?

Das Hauptthema meiner Arbeit ist Sprache. Sprachen sind ziemlich dominant darin, wie sie Denkweisen bestimmen. Witze sind ein sehr interessanter Weg, die Grenzen von Sprache zu erweitern. Witze sind der Schlüssel, außerhalb der Sprache stehen zu können, was eigentlich nicht möglich ist.

Was für Witze interessieren dich?

Ich konzentriere mich auf kurze Oneliner. Mein Lieblings-Oneliner kommt von Groucho Marx: „Time flies like an arrow, but fruit flies like a banana.“ Im Satz verändert das Wort „like“ seine Bedeutung von „wie“ zu „mögen“. Wenn man ihn durchliest, kommt man an einen Punkt, an dem er nicht mehr verstehbar ist und man muss von Neuem beginnen. Man kreist um den Satz und bleibt länger daran hängen.

Wie entsteht aus solchen Onelinern eine künstlerische Arbeit?

Ich versuche die Struktur eines Oneliner-Witzes gleichzeitig in beiden Realitäten wahrzunehmen und daraus ein Objekt zu kreieren. Manche dieser Skulpturen haben einen präzisen Bezug zu einem Witz und stellen die sprachliche Ebene direkt dar. Eigentlich finde ich es aber interessanter, wenn die Arbeiten gar keine Beziehung zu Sprache haben und individuell als Witz funktionieren.

Du forschst zur Geschichte des Humors in der Kunst aus feministischer Perspektive. Worum geht es dir dabei?

Viele Künstler, die mit Humor arbeiten, benutzen sehr explizite, frauenfeindliche Witze. Meist sind das Männer. In der ganzen Kunstgeschichte gibt es wenige Frauen, beim Thema Humor ist das noch extremer. Die Frage von Geschlecht, von Gender scheint sehr eng mit Humor verbunden zu sein, aber muss das immer noch so sein? Ich suche nach neuen Wegen, als Frau mit Witzen zu arbeiten.

Was versprichst du dir von Goldrausch?

Ich habe mein Studium in den USA absolviert. Als ich nach Berlin gezogen bin, war ich schnell in der Kunstszene, aber ich habe mein Netzwerk aus dem Studium vermisst. Goldrausch ist eine sehr gute Möglichkeit, mir ein neues aufzubauen.

Interview: Beate Scheder
Foto: Jochen Nünning